Papst Franziskus hat junge Unternehmer nicht nur in Afrika ermutigt, sich auf neue Wege in der Wirtschaft einzulassen.
Veröffentlicht in Focolare.org am 20/02/2017
Unter den 1.200 Unternehmern und Wirtschaftswissenschaftlern der “Wirtschaft in Gemeinschaft”(WiG), die am 4. Februar von Papst Franziskus , in Privataudienz empfangen wurden anlässlich des 25jährigen Bestehens dieses Projektes, ist auch Rita Najjingo, eine junge Untermehrerin aus Uganda. 73 % der Bevölkerung dieses Landes sind jung, zwischen 18 und 30, doch davon sind 47 % arbeitslos. „Viele von ihnen versuchen, kleine Betriebsstätten auf die Beine zu bringen, doch aus Mangel an Kapital und fehlendem Wissen über Betriebsführung gehen sie bereits pleite, bevor sie wirklich begonnen haben“, informiert uns Rita.
Die Idee der „Wirtschaft in Gemeinschaft“ hat in den letzten Jahren auch in Afrika Fuß gefasst und wird als mögliche Lösung für die wirtschaftlichen Probleme des Kontinents angesehen.
2015 haben Unternehmer und Wirtschaftswissenschaftler an einem Kongress in Nairobi (Kenya) teilgenommen, bei dem es um die Vorstellung der „Wirtschaft in Gemeinschaft“ (WiG) ging. Zurück in Uganda sprechen sie mit anderen über die WiG. Erste Initiativen entstanden: in Ibanda, im Westen des Landes, ermöglichen sie einem jungen Strafgefangenen durch eine Mikrokreditvergabe eine Schulbildung; in Lira im Norden bauen sie, wieder mit einem Mikrokredit, ein Häuschen für eine alte Frau; man beginnt mit dem Anbau von Knoblauch und ähnliches mehr.
„In Kampala – so Rita – haben wir Angestellte eines Gesundheitszentrums der Focolari, die ein sicheres Gehalt bekommen, gewinnen können, ihre Ersparnisse zusammenzulegen und Kredite zu vergeben an diejenigen, die mit einer kleinen Produktion beginnen wollten, aber kein Kapital besaßen. Ein Fachmann schulte sie eine Woche lang und danach entstand eine Spar- und Kreditgesellschaft.
Normalerweise ist der Kredit nie höher als das Dreifache des Kapitals, das der Kleinunternehmer besitzt. Nach vier Wochen muss er damit beginnen, das Geld zurückzuzahlen plus einem kleinen Prozentsatz zur Förderung des Sozialkapitals. Innerhalb von drei Monaten muss die ganze Summe zurückbezahlt werden. Bevor ein Kredit vergeben wird, informieren sich die Förderer der Spar und Kreditgesellschaft über das Business, das mit ihrem Geld gegründet werden soll. Sie geben Tipps und begleiten die Jungunternehmer bei ihren ersten Schritten. In der Zwischenzeit hat sich auch eine Plattform von Managementexperten gebildet, die sie in Betriebsführung, Marketing und Wirtschaftlichkeit schulen. Einer bat um einen Kredit, weil er Taschen herstellen möchte, ein anderer wollte ein Motorrad kaufen, um es zu vermieten oder selbst als Taxifahrer zu arbeiten. Später hat er mit einem weiteren Kredit das alte Moto verkauft, um ein Besseres zu kaufen. Heute hat er einen kleinen Handel mit gebrauchten Motorrädern und zwei Angestellte. Jemand anderer hat den Kredit benutzt, um Sesampflanzen zu kaufen. Die Samen verkauft er an Lebensmittelhändler. Auch er hat inzwischen zwei Angestellte.
Auch ich habe dank dieser Kreditinitiative – so fährt Rita fort – ein kleines Geschäft für Büromaterial gründen und anmelden können. Nachdem ich den ersten Kredit getilgt hatte, nahm ich einen zweiten auf, um das Geschäft zu erweitern durch die Möglichkeit, online zu bezahlen. Derzeit habe ich vier dieser Bürozentren mit vier Angestellten, junge Frauen, drei sind alleinerziehende Mütter.”
Ein Mororrad, ein Häuschen, Knoblauch, Sesam – kleine Samenkörner, in denen Papst Franziskus in seiner Ansprache an die Unternehmer den Samen von Veränderung erkennt: „…Veränderungen, die sich auf den Geist und damit auf das Leben beziehen, sind nicht an große Zahlen gebunden. Die kleine Herde, die Lampe, ein Geldstück, ein Lamm, eine Perle, das Salz, der Sauerteig: das sind die Bilder des Reiches, denen wir in den Evangelien begegnen. Wir müssen nicht viele sein, um unsere Geschichte, unser Leben zu verändern.“ (4. Februar 2017, Aula Paul VI.)